Halb Löffelstör, halb Waxdick: Ungarische Wissenschaftler haben unbeabsichtigt eine neue Fischart erzeugt. Im Fachblatt "Genes" berichten sie nun, wie es dazu kam und was sie daraus gelernt haben.
Ursprünglich wollten die Forscher eine seltene Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung untersuchen, die sogenannte Gynogenese. Dabei dringt ein Spermium in eine Eizelle ein, ohne sie zu befruchten. Das Durchdringen der Zellwand bringt die Eizelle jedoch dazu, sich selbst zu teilen. Dadurch entsteht ein Embryo, der genetisch mit dem Muttertier identisch ist - ein natürlicher Klon.
Fortpflanzung ohne Männchen
Der Amazonenkärpfling pflanzt sich ausschließlich auf diese Art fort. Die Population besteht nur aus Weibchen, die sich von artverwandten Männchen begatten lassen. Deren Spermien verschmelzen jedoch nicht mit der Eizelle, sodass die Nachkommen nicht mit dem Männchen verwandt sind. Deshalb wird das Phänomen auch als Sexualparasitismus bezeichnet.
Wissenschaftler des ungarischen Forschungsinstituts für Fischerei und Aquakulturen wollten diesen Effekt mit Löffelstören und russischen Stören, auch Waxdick genannt, nachstellen. Zu ihrer Überraschung entstand aus der Verbindung jedoch keine Kopie des Muttertieres, sondern eine neue Mischform, die in sozialen Netzwerken nun als Sturddlefisch bekannt geworden ist.
Einige der Tiere ähneln eher der Mutter, andere eher dem Vater. Im Tierreich gibt es mehrere solcher Mischformen, wie Maultiere – halb Esel, halb Pferd. Oder Liger, eine Kreuzung aus Löwen und Tigern. Diese Hybride sind meist unfruchtbar.
In freier Wildbahn hätten sich Löffelstör und Waxdick nicht fortpflanzen können. Löffelstöre kommen in den USA vor, Waxdicks in Russland. Beide Arten sind vom Aussterben bedroht und gelten als lebende Fossilien, weil sie sich über Jahrmillionen kaum verändert haben.
Ihr letzter gemeinsamer Vorfahr lebte vor 184 Millionen Jahren. Zu dieser gab es noch Dinosaurier. Obwohl sie sich äußerlich stark unterscheiden, haben die Spezies mehr gemeinsam als man denkt, berichten die Forscher: einen Spiralkappendarm, eine schuppenlose Haut und ein knorpeliges Außenskelett.
July 22, 2020 at 10:12AM
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Sturddlefisch: Forscher erzeugen aus Versehen neuen Fisch - DER SPIEGEL - Wissenschaft - DER SPIEGEL
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Fisch
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